Während On Kawara mit seinen „Date Pictures“ vom individuellen Überleben
Zeugnis ablegt, dokumentieren N. Pümpels gemalte Daten
das kollektive Gegenteil
(Harald Kimpel)
Aschenbilder
Scientific Disaster II, 1990 (# 22,17) © Bildrecht Wien
Scientific Disaster
Die Hiroshima und Nagasaki Bilder
großformatige Bilder
Asche und Eitempera auf Leinwand
Ausgestellt
Caution Art, Thomas Segal Gallery Boston (USA), 9.7. bis 11.9.1991
Die Vertikale Gefahr. Luftkrieg in der Kunst (zum 50. Jahrestag der Zerstörung Kassels)
documenta- Halle Kassel, 24. 9. bis 31. 10. 1993
Scientific Disaster im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck 21. 6. bis 3. 9. 2006
Text zu den Aschenbildern:
Harald Kimpel, Die Vertikale Gefahr: Luftkrieg in der Kunst, Marburg, 1993
1989/90 mündet diese Konzeption in die jüngste Bildserie, die N. Pümpel „Vorhänge“ nennt. Wieder schließt der durchgängige Hintergrund aus Asche die Manifestation seiner Bildinhalte von der dinglichen Wirklichkeit ab. Nun aber sind die zuvor anonymen Schauplätze lokalisiert, die hypothetischen Ereignisse re-individualisiert, Mittel, Ort, Konsequenzen des physikalischen Geschehens im Bild beim Namen genannt — „HIROSHIMA“: historischer Bezugspunkt des Bildes, „ATOM 238,029“: die Masse jenes Uranatoms, welches zur Auslöschung der Stadt führte, „9. 8. 1945“: Datum des Bombenabwurfs. Die in den Bildtiteln angesprochenen Vorhänge fallen als weiße oder rote Übermalungen: Farbmassen, die seitlich sich ins Bild schieben, die gemalte Erkenntnis bedrängend das Fachwissen auslöschend. Mit dieser Negationsgeste, die von den Rändern her ins Bildfeld eingreift und die Klarheit der Formel verschleiert, thematisiert N. Pümpel „die prinzipielle Unmöglichkeit ganzheitlicher Erkenntnis“: Absagen an die Illusion einer verantwortungsbewußten Wissensverwaltung. Denn seit den antiken Bemühungen um Welterkenntnis wird jede gewonnene Information beschränkt von der Unendlichkeit des Noch-Nicht-Wissens - aber auch von der auf dringlichen Präsenz obskurantistischer Kräfte: noch vor das elaborierteste Wissen zieht sich der Vorhang schwärzester Ignoranz, stets zeigen „Schleier-Philosophen und Welt-Verdunkler“ (Nietzsche) ihre Macht gegenüber den Grundlagen aufklärerischen Weltverständnisses: die Chance des Begreifens erlischt im Lichtblitz der Bombe. Konsequenterweise sind daher Vorhänge in N. Pümpels neuesten Bildern (Reminiszenzen an Barnett Newmans „White Fire IV“, 1968) weiß.
Heute also werden die Möglichkeiten einer von Verantwortung geprägten Grundlagenforschung weniger gefährdet durch inquisitorische Interventionen, als vielmehr durch die Nutzungsansprüche der politischen Macht. Hiroshima und Nagasaki sind Wirklichkeit geworden durch Kenntnis, als „Scientific Disasters“ belegen sie das Versagen des Vorstellungsvermögens. Die bedrohliche Beschränktheit heute liegt in der Unmöglichkeit, im Handeln zugleich dessen Folgen mitdenken zu können. Ein Erkenntnisschritt, der die Macht der schwarzweißen Vorhänge in Grenzen hält, kann daher nur in die Nichtanwendung des Wissens münden: in Verzicht auf die von der beherrschten Theorie nahegelegte unbeherrschbare Praxis. Wenn Wissen Macht ist, darf die einzige Form ihrer Ausübung die Verweigerung ihrer Anwendung sein.
Harald Kimpel
Die Schwerkraft der Bilder
N. Pümpels kreativer Beitrag zur Theorie der unterlassenen Praxis
in: Katalog N. Pümpel 238,0289 Landeck, Wien 1990
Hiroshima und Nagasaki Diptychon, 1990
Asche und Eitempera auf Papier, 2 x 90 x 124,5 cm
ausgestellt:
Scientific Disaster, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck, Sommer 2006
© Bildrecht, Wien
Scientific Disaster IV, 2003 (# 20020724 20030422)
Mischtechnik auf Leinwand auf Holz, 60 x 51 cm
P.O.U.R.P.O.U., 2004 (20040910 20040922)
P.O.U.R.P.O.U., 2004 (20041104 20041106)
mild und leise, 2005 (20050214 20050301)
Scientific Disaster (Studie I.), 2006 (20060120 20060312)
Scientific Disaster (Studie II.), 2006 (20060130 20060315)
alle fünf: Pigment, Graphit, Tusche und Aquarell auf Papier, 36 x 51 cm
3 Studien zu Scientific Disaster V:
(20060214) (20060217) (20060219)
alle: Aquarell, Pigment und Tusche auf Papier, 18 x 26 cm
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck, Sommer 2006
© Bildrecht, Wien
Scientific Disaster I, 1990 (# 22,15)
Asche und Eitempera auf Leinwand, 120 x 150 cm
White Fire Curtain (238,0289), 1990 (# 22,8)
Asche und Eitempera auf Leinwand, 190 x 250 cm
Scientific Disaster III, 1990 (# 22,25)
Asche und Eitempera auf Leinwand, 120 x 150 cm
Last Time, 1990 (# 22,21)
Asche und Eitempera auf Leinwand, 180 x 245 cm
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck, Sommer 2006
© Bildrecht, Wien
Scientific Disaster III, 1990 (# 22,25)
Asche und Eitempera auf Leinwand, 120 x 150 cm
ausgestellt:
Caution Art, Thomas Segal Gallery Boston (USA), 1991
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck, Sommer 2006
© Bildrecht, Wien
Scientific Disaster II, 1990 (# 22,17)
Asche und Eitempera auf Leinwand, 140 x 180 cm
© Bildrecht, Wien
Scientific Disaster I PROTON NEUTRON, 1990 (# 22,15)
Asche und Eitempera auf Leinwand, 120 x 150 cm
ausgestellt:
Scientific Disaster, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck, Sommer 2006
© Bildrecht, Wien
Last Time 1990 (# 22,21)
Asche und Eitempera auf Leinwand, 180 x 245 cm
ausgestellt:
Die vertikale Gefahr: Luftkrieg in der Kunst, Kassel, 1993
Scientific Disaster, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, 2006
Galerie der Moderne, Stift Klosterneuburg, Andorrer, Bruckmüller, Lettner, Pümpel, Quendler, Tiller, 2022
abgebildet:
Katalog N. Pümpel, Atomos, 238,0289, Wien 1990
Aufnahme am 18.5.2018 im Atelier Hohenems I
© Bildrecht, Wien
Großes Hioshima Bild, 1990 (# 22,16)
Asche und Eitempera auf Leinwand, 180 x 245 cm
ausgestellt:
Die vertikale Gefahr: Luftkrieg in der Kunst, Kassel, 1993
Scientific Disaster, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, 2006
Galerie der Moderne, Stift Klosterneuburg, Andorrer, Bruckmüller, Lettner, Pümpel, Quendler, Tiller, 2022
abgebildet:
Katalog N. Pümpel, Atomos, 238,0289, Wien 1990
Die vertikale Gefahr: Luftkrieg in der Kunst, Kassel, Marburg 1993
Aufnahme am 18.5.2018 im Atelier Hohenems I
© Bildrecht, Wien
White Fire Curtain, 1990 (# 22,08)
Asche und Eitempera auf Leinwand, 190 x 250 cm
ausgestellt:
Die vertikale Gefahr: Luftkrieg in der Kunst, Kassel, 1993
Scientific Disaster, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, 2006
abgebildet:
Katalog N. Pümpel, Atomos, 238,0289, Wien 1990
Die vertikale Gefahr: Luftkrieg in der Kunst, Kassel, Marburg 1993
Aufnahme am 18.5.2018 im Atelier Hohenems I
© Bildrecht, Wien
Jenseits Versuch, 1990 (# 100,19,3)
Asche, Stifte und Eitempera auf Leinwand, 125 x 155 cm
© Bildrecht, Wien
jenseits, 1990 (# 100,19,1)
Asche und Eitempera auf Leinwand, 120 x 150 cm
© Bildrecht, Wien
Jenseits Versuch, 1990 (# 10,19,3)
Asche und Eitempera auf Leinwand, 90 x 126 cm
© Bildrecht, Wien
Versuch Jenseits, 1990 (# 10,19,2)
Asche und Eitempera auf Papier, 28 x 38 cm
ausgestellt:
Caution Art,Thomas Segal Gallery Boston (USA)
rückseitig bezeichnet und Aufkleber der Thomas Segal Gallery Boston
© Bildrecht, Wien
Versuch Jenseits 2, 1990 (# 10,19,43)
Asche und Eitempera auf Leinwand, 30 x 40 cm
© Bildrecht, Wien
6 6 2 7, 1990 (# 10,19,1)
Asche und Eitempera auf Papier, 40 x 30 cm
© Bildrecht, Wien